Der Shinkansen 🚄 brachte uns heute in aller Früh nach Hiroshima, dem geplanten Höhepunkt unserer Reise. Ab nun geht es für uns über Tokyo wieder zurück nach Österreich.
⚠️ACHTUNG! Heute wird es ernster mit viel persönlicher Meinung, wenig Emojis und keinen Selfies
Wir haben gehofft, ein bisschen mehr über den Umgang mit diesem geschichtlich doch sehr belasteteten Orten zu erfahren – gerade speziell im 80. Gedenkjahr des Kernwaffeneinsatzes 1945. Bisher hatte man uns nämlich zum Thema „Hiroshima“ in Gesprächen nur zB von den lokalen kulinarischen Spezialitäten erzählt, niemals ist nur ein Wort über die Bombe gefallen. Aber natürlich ist Hiroshima heute nicht nur ein Gedenkort, sondern auch eine „normale“ Stadt, in der Menschen leben – ähnlich wie bei uns zB in Braunau oder Mauthausen. Wie geht man mit so einem offensichtliche Widerspruch um? Vielleicht erklärt das Video, was ich meine…
Die Stadt selbst ist… schiach!
Obwohl heute das Wetter nicht besonders schön war, merkt man hier bereits deutlich das subtropische Klima. In der Landschaft erkennt man dies an den zahlreichen Reisfeldern rund um die Stadt, an unseren Gesichtern am Sonnenbrand, den wir uns beide heute eingefangen haben. Deutlich merkt man auch das japanische Nord-Süd-Gefälle, da hier alles etwa „lockerer“ genommen wird, ähnlich wie bei uns in Südeuropa. Man sieht Leute mit Ganzkörpertattoos, die in Japan aufgrund der Yakuza (=“Mafia“) eigentlich verpönt sind, oder Raucher 🚬, die es mit den in Japan üblichen Raucherzonen nicht so genau nehmen. Martina meint auch einen Akzent gehört zu haben, zumindest bei den Älteren.
Die Stadt selbst hat einen „Plattenbauten-Ost-Block-Charme“ und ist unserer Meinung nach einfach nur „schiach“ – zumindest im Vergleich zu Kyoto, wo wir gestern noch waren. Aber auch kein Wunder, wurde doch mit einem Schlag alles Alte und Schöne der Stadt 1945 ausgelöscht.




Erste Station: Die Reste eine übergebliebenen Kimono-Geschäfts
Rund um die Gedenkstätte befinden sich zwei teilweise erhaltene historische Gebäude – der sogenannte „Dom“ und ein Kimonogeschäft.








Ich bilde mir ein, einmal gelesen zu haben, dass Oppenheimer selbst die Berechnung über den Ort der Zündung nur wenige Tage vor dem Bombeneinsatz gemacht hat.









Das Museum und die Ausstellung
Im nahegelegenen Museum, das heute von >90% Japanern besucht wurde, befindet sich eine Ausstellung, für die wir bereits vor etlichen Wochen reservieren mussten, um an diesem besonderen Tag noch einen Platz zu bekommen. Dementsprechend voll war das Museum auch.

Wir haben wirklich fast drei Stunden während unseres Besuchs der Ausstellung geweint. Gerade die zahlreichen persönlichen Geschichten mit den vielen Erinnerungsstücken machen die Ausstellung fast unerträglich. Aus Respekt vor den Opfern wollte ich mir jeden Text genau durchlesen, aber bei den körperlichen Folgen der Strahlung, mussten wir leider ohne Lesen der Erklärungstexte weitergehen – die Bilder waren genug. Ich wollte eigentlich auch viel mehr Fotos machen, aber manches konnte ich nicht einmal ansehen, geschweige denn fotographieren. Die wenigen Fotos, die wir gemacht haben zeigen daher auch keine Opfer, obwohl es viele Bilder von ihnen gab. Die Ausstellung kommt aber ohne unnötiger Effekthascherei aus – ist gar nicht notwendig.















Nach der Ausstellung waren wir beide wirklich komplett fertig. Nachdem wir uns im nahegelegenen Park etwas gefangen hatten, war das derzeit stattfindende Fest mit Blumenparade, Essensständen, Livemusik und Tanzhows rund um die Gedenkstätte eine echte Wohltat für uns.

Unsere Frage zu Beginn des heutigen Tages, wie man mit dem Widerspruch von Tod und Zerstörung in einer doch sehr lebendigen Stadt umgeht, haben wir auch beantwortet bekommen – der Widerspruch wird nicht aufgelöst und bleibt ganz einfach bestehen… 🕊️